Antwort auf „Wofür zahle ich eigentlich Kirchensteuer?“ von Jangeschmiert

Januar 14, 2014 3 Von Sayuron

Wofür zahle ich eigentlich Kirchensteuer? – Ehrlich gesagt – keine Ahnung.

Als Student mit einem Einkommen nur durch Praktika, die meist unter die steuerliche Jahresfreibetraggrenze fallen, fällt mir die Kirchensteuer auch nicht direkt ins Auge und macht sich als Mangel in meinem Portemonnaie nicht bemerkbar.

Aber auch ich hatte Zeiten in denen ich mit vollen steuerlichen Abzügen gearbeitet habe und diese Zeiten werden auf absehbare Zeit zurückkehren. In Anbetracht des limburgischen Kirchensteuerskandals ist die Frage nach der Verwendung von Kirchensteuern natürlich ins Auge der Medien geraten und hat diese natürlich gen Jahresende dominiert.

Sicherlich bin ich nicht davon ausgegangen, dass von den Kirchensteuern eine 15.000€-Badewanne angeschafft wird, andererseits ist ja nicht so dass sich Herr Tebartz van Elst direkt an der Kirchensteuer bedient hätte, sondern viel mehr, dass er auf ein Vermögen heterogener Herkunft und unbekannter Größe zugegriffen hat.

Nichtsdestotrotz ändert dies nichts an der Tatsache, dass er Mittel ausgegeben hat für mehr als nur fragwürdige Investitionen und sich so zu Recht den Zorn und das Unverständnis vieler Gläubigen zugezogen hat.

Möchte man tatsächlich erforschen für was die Kirchensteuern genutzt werden, so informiert das Dezernates Finanzen und Vermögen des Bistum Mainz bspw. so:

stabstelle kirchensteuerangelegenheiten bistum kirchensteuer

Was ist die Kirchensteuer und warum gibt es sie.

Mein Bistum Mainz kann auf eine 1600-jährige Geschichte zurückblicken, davon rund tausend Jahre als Erzbistum. Die Mainzer Erzbischöfe gehörten als Kurfürsten und Reichserzkanzler zu den einflussreichsten Männern des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation. Das Bistum Worms soll gar auf das Jahr 346 zurückgehen und ist das direkte Vorgänger-Bistum zu Mainz.

Wenn man mich fragt: Eine lange Zeit Vermögen anzuhäufen, zu verlieren und umzustrukturieren.

Auf katholisch.de bpsw. gibt es ein Informationsvideo, das einen groben Überblick über die Entstehung und den Zweck der Kirchensteuer gibt:

film über kirchensteuer

http://www.katholisch.de/de/katholisch/video/video_details.php?id=12562

(leider nicht zum einbetten freigegeben… danke -.-‚)

Die Kirchensteuer ist ein aus der Geschichte heraus entwickeltes Konstrukt zur Finanzierung und Erhaltung der kirchlichen Funktionen. Durch die Säkularisation im Zeitalter Napoleons bedurfte es eines neuen Finanzierungsweges. Dies führte unter anderem zu dem heute noch geltend Gesetz:

 Artikel 140 GG iVm Artikel 137 VI Weimarer Reichsverfassung

Die Religionsgesellschaften, welche Körperschaften des öffentlichen Rechtes sind, sind berechtigt, auf Grund der bürgerlichen Steuerlisten nach Maßgabe der landesrechtlichen Bestimmungen Steuern zu erheben.

Wie funktioniert Kirchenfinanzierung?

Die Kirche finanziert sich aus ihrem Eigentum, der Kirchensteuer und Spenden, sowie teils staatlichen Dotationen. Auch hier ist auf katholisch.de ein kleines Erklär-Video zu finden:
film über kirchenfinanzierung

http://www.katholisch.de/de/katholisch/video/video_details.php?id=12939

(Gott damn it… ich würde die Videos so gern einbinden!)

 

Wofür wird die Kirchensteuer verwendet?

Nun kommen wir endlich zu oben aufgeworfener Kernfrage!

Die Antwort eigentlich:

 Seelsorge, Gottesdienst und Caritas

 Ja, aber warum denn „eigentlich“? Im konkreten Falle Limburg ist die Installation einer unerhört teuren Badewanne ins Blickfeld der Medien geraten. Auch diese und die damit in Zusammenhang stehende Sanierung des Limburger Bischofsitzes wird zum Großteil von der Kirchensteuer (wenn auch offiziell, durch Rücklagen) bezahlt, jedoch ist dies nicht die Kernverwendung der Steuer.

Der kostenintensivste und damit auch primäre Einsatzbereich der Kirchensteuern ist die Gemeindearbeit und die Finanzierung und der Erhalt von sozialen Einrichtungen.

Allein meine Heimatstadt hat drei katholische Kindergärten, die finanziert werden müssen. Auch Kolping und Caritas als kirchliche Pflegeevrbände werden mitfinanziert, sowie Malteser, Missio, katholische Krankenhäuser und Schulen. So wird beispielsweise auch die Seelsorge in Krankenhäusern, Flughäfen und Gefängnissen mitermöglicht.

Neben dem Bund ist die Kirche in Deutschland damit einer der größten Arbeitgeber und die Gehälter werden eben über jene Kirchensteuer finanziert.

 

Wie verteilt sich die Kirchensteuer?

Die Kirchensteuerräte der Bistümer verteilen das Geld an die einzelnen Stellen in die Diözese. Außerdem informieren sie über die Verwendung der Gelder. (Quelle: katholisch.de)

Genau hier ist der Knackpunkt: Der mangelhafte Informationsfluss!

Schlussworte

Als Resumee dieses Artikels möchte ich euch Mehreres mit an die Hand geben.

Zu allererst Jan’s Botschaft selbst:

„Tu Gutes und rede darüber.“

Dazu passend habe ich in einem Forum gelesen:

Die Kommunikation über die Kirchensteuer ist eine Frage der Öffentlichkeitsarbeit. Die beginnt sonntags im Gottesdienst und in der Liturgie.

(1) Mehr Transparenz

Jan hat in seinem Artikel gefordert die Ausgaben demokratisch zu verwalten und für Mitglieder der Kirche transparent zu machen. Und dieser Forderung kann ich nur beipflichten. Eine Broschüre wie sie die Evangelische Landeskirche in Baden verschickte ist ein toller Ansatz, wobei mir eine Online-Ausgabe und die Auslage in der Kirche bereits reichen würde.

In der katholischen Kirche ist mir dies in dieser Form noch nicht untergekommen.

Allerdings hält  mein Bistum, allen voran Karl Kardinal Lehmann die Fahne wacker empor und geht mit gutem Beispiel voran:

So veröffentlichte er bereits 2010 „Vom ABC der Kirchensteuer“. In dieser Schrift erklärt anschaulich wie es geschichtlich, kirchenrechtlich und öffentlich-rechtlich mit der Kirchensteuer aussieht und für was die Beiträge im Allgemeinen sind.
kleines abc der kirchensteuer karl kardinal lehmann

http://www.bistummainz.de/bistum/bistum/kardinal/texte/texte_2010/kirchensteuer2010.pdf

Ein konkrete, bzw beispielhafte Auflistung und Darstellung der Verteilung fehlt hier jedoch auch.

(2) „Weg der Demut“

Papst Franziskus hat erst kürzlich bei der Erhebung neuer Bischöfe ins Kardinalsamt die geistlichen Würdenträge zu Demut aufgefordert. Sie sollen dem Beispiel Jesu folgen und den Weg der Demut beschreiten:

„Aber stellt sicher, dass dieses Gefühl weit weg ist von jeder Weltlichkeit; jede Feier ist dem evangelikalen Geist von Entbehrung, Ernst und Armut fremd“ (Quelle: n-tv.de)

Die Beförderung ins Kardinalsamt sei keine Beförderung oder Ehre oder Auszeichnung, sondern das ab sei einfach ein Dienst, der eine weitere Sicht und ein größeres einfaches und demütiges Herz verlangt.

Dieser Rat kommt im Falle Tebartz van Eltz leider etwas zu spät.

Ich bin der Meinung, dass diesem Rat Konsequenzen folgen müssen. Die Bischofswürde kann nur im Vertrauensverhältnis zu seinen Gläubigen existieren. Ist dieses Verhältnis nachhältig gestört oder vernichtet, so muss der Bischof meines Erachtens, egal ob es jeder kirchenrechtlichen Grundlage entbehrt, seinen Hut aus eigenem Streben im Angesicht seines eigenen Versagens nehmen und gehen.

(3) Reform der Kirchenmitgliedschaft und Zwangsabgabe?

Es ist ein heiß diskutiertes Thema, das ich gen Ende meines Artikels noch kurz ansprechen will:

„Keine Kirchenmitgliedschaft ohne Steuer – Wer keine Kirchensteuer zahlt, hat in Deutschland kein Anrecht auf eine Mitgliedschaft in der katholischen Kirche. Das hat das Bundesverwaltungsgericht entschieden.“

… so titulierte schon die Zeit:

http://www.zeit.de/gesellschaft/2012-09/katholische-kirche-steuer-mitgliedschaft-urteil

Kann ich aus der Körperschaft nicht austreten, weil damit ein Austritt aus der Kirche itself verbunden wäre, so müssen mir als Mitglied der Kirche eigentlich transparente Kontrollinstrumente an die Hand gegeben werden.

Ehrlicherweise muss ich jedoch zugeben, dass ich trotz irgendwie gearteter Einsichtsmöglichkeiten in Kommunal-, Landes- und Bundesfinanzen und die Mechanismen der Steuerverwertung, nie auf die Idee gekommen bin diese auch zu nutzen. Mein Nicht-Nutzen macht diese Instrumentarien jedoch nicht obsolet.

Die Gewissheit jederzeit einen Informationsprozess in Gang zu setzen, beruhigt mich und ist für mich im Moment zufriedenstellend.

Lange Rede kurzer Sinn: Die Kirchensteuer hat ihre Berechtigung und ihren Sinn. Die Nutzung sollte jedoch für jedes Kirchenmitglied transparenter und nachvollziehbarer werden!

 

Zum Schluss möchte ich euch noch den Original-Artikel von Jan ans Herz legen:

http://www.jangeschmiert.de/wofuer-zahle-ich-eigentlich-kirchensteuer/