NPD Veranstaltung in Antwerpen mit Udo Voigt [UPDATE]
Ich hab euch ja angekündigt, dass ich auf die gestrige (27.03.2012) Veranstaltung zum Thema „Raus aus dem Euro“ mit dem Redner Udo Voigt (ehemaliger Vorsitzender der NPD) gehen würde.
Soweit klingt das alles ganz harmlos, zumal die Veranstaltung im größten Raum des R-Gebäudes der Universität Antwerpen stattfinden sollte. Pünktlich wie ich bin war ich auch um 2 von 8 da, musste jedoch feststellen, dass zwar Gläser vor dem Hörsaal samt Tischen aufgebaut waren für einen Umdrunk, der Hörsaal jedoch dunkel und leer war. 10 minütiges umherirren im R-Gebäude führte mich an einigen Herren mit Bomberjacken und kurzem Haar vorbei und legten die Vermutung nahe, dass die Veranstaltung tasächlich hier und heute stattfinden sollte. Keine 5 Minuten später hatte sich dann ein Studentenklub vorm Haupteingang des Gebäudes mit Megafon versammelt. Mehr als falsch kann abwarten und zuhören ja nicht sein – so entschied ich da zu bleiben.
Dann ergriff ein Mann in Krawatte das Megafon und sprach in Deutsch zur Menge – das war Udo Voigt.
„Es ist schade zu sehen, dass Demokratie in eurem Land genauso wenig funktioniert wie in unserem! Wären wir Schwarze, wären wir Rote, wäre der Direktor dieser Universität kein Direktor mehr, wenn er uns den Zutritt verweigert hätte, aber uns verwehrt man den Zutritt! Kameraden, lasst uns kämpfen für ein freies Europa!“
Nagelt mich nicht auf den genauen Wortlaut fest, aber ich war wirklich überrascht. Na klar wird dieser Politiker kontrovärs diskutiert und findet viel Anstoß, vor allem in Hinblick auf seine Plakat-Kampagne im Rahmen der Berlin-Wahl. Nichtsdestotrotz herrscht in Europa Meinungsfreiheit und ist sogar in den Verträgen der Europäischen Union garantiert! Ferner war Thema der Veranstaltung „Raus aus dem Euro“. Eine Veranstaltung zum selben Thema findet auch heute (Mittwochs) statt. Hierüber war ich enttäuscht – hoffte ich doch auf eine akademische Veranstaltung, die sich kritisch mit der Gemeinschaftswährung auseinandersetzt (ich bin Pro-Euro nur mal neben bei – aber es argumentiert sich in eigener Sache besser, wenn man die Argumente der Gegenseite kennt!), und nicht auf eine Rede im i-einem Hinterzimmer eines Studentenklubs der die Unabhängigkeit Flanderns fordert.
In solch ein Etablissement wurde die Veranstaltung jedoch verlagert. Die drei Herren mit den kurzen Haaren und dem finsteren Blick guckten mich etwas unangenehm als ich einen der Studenten auf englisch fragte, wohin wir denn nun gingen. Der Großteil der Teilnehmer waren aber tatsächlich Studenten des Klubs und Springerstiefel und schwarze T-Shirts mit Bandaufdrucken wie Böhse Onkelz fehlten durchgängig.
Die Rede dann wurde in Deutsch gehalten und ab und an (wobei die Hälfte immer ausgelassen wurde, weil der „Übersetzer-Student“ sich nicht alles merken konnte ausgelassen wurde) in „Flämisch“ (!) übersetzt.
Ich hab mir ein paar Notizen gemacht:
„Wenn ich nach Tel Aviv gefahren wäre und einen Kranz niedergelegt hätte, hätten wir kapituliert!“
So aus dem Zusammenhang gerissen dieser Satz hier wirkt, so hat er auch gestern auf mich gewirkt. Harter Tobak, den ich im ersten Moment gar nicht ganz begriffen hatte, zumal es wie in einem Nebensatz daherkam.
Schließlich ging es dann tatsächlich um den Euro und den Sprung zur Wurzel allen Übels: 1945. So ganz wollte sich mir der Zusammenhang nicht erschließen zumal mein nächster Stichpunkt die „Überfremdung“ der europäischen Länder war. „Fremde Völker, die nicht hierher gehören“ (Gäste sind Gäste und sollten sich auch als solche begreifen und Gäste haben eine Eigenschaft: Sie gehen wieder! – so etwas ist auch ein oder zweimal gefallen).
Aber mal zwischengeschoben: Warum ist die NPD in Deutschland nicht so erfolgreich, wo doch die ÖFD in Österreich so stark ist, wo doch in Frankreich eine starke nationale Bewegung ist und wo doch in Flandern die Nationalisten so stark sind. Ganz einfach – weil „wir“ den Krieg verloren haben.
Ich dachte ja immer, dass der Grund inhaltlicher Natur sei… aha, man lernt immer dazu! (Man bemerke meinen Sarkasmus!)
Zurück zum Euro. Um den Euro ging es in der Rede nicht wirklich viel. Der Euro ist mehr ein Sinnbild ein Symbol des „Kapitals“, ein Mittel des Kapitalismus und von Amerika die europäischen Völker zu unterdrücken. Ziel ist es den Europäischen Bundesstaat zu kreieren.
An dieser Stelle kam einer der heftigsten FACEPALMs, die ich seit langem hatte. Die nächsten 10 Minuten saß ich mit fettem Grinsen da und habe mich zurückgehalten nicht zu lachen. Das „Kapital“ ist das neue Feindbild und es ging um eine breitangelegte Hetze gegen Amerika.
Aber was das eigentlich schlimme war, war wie sehr Udo Voigt das zu glauben schien was er da von sich gab. Mir, als Student des Europarechts, der alle paar Tage den Treaty of European Union and den Vertrag über die Arbeitsweise der Europäischen Union in der Hand hält, als Student, der schon in der ersten Stunde Intitutional Law of the European Union klargestellt bekommen hat (ach von Constitutionalism in a European and International Perspective mal ganz abgesehen), dass es ein Europa ohne souveräne Nationen, ohne eigene Nationalitäten niemals geben wir und schon gar nicht intendiert ist. Wenn ich mich nicht irre steht es sogar in den Verträge. Wir sind eine Union und werden niemals ein Konzept von „Vereinigten Staaten“ hier in Europa sehen. Es wird kein 2. Amerika in Europa geben, sondern ein eigenständiges und anderes Konzept.
Ich war regelrecht beschämt wie schlampig hier die Recherche von Udo Voigt war. Ich bin mir sicher, dass er noch nicht einmal auf Wikipedia nachgeschlagen hat, sondern sich irgendetwas zusammengereimt hat.
Ich hab mich echt zusammengerissen nicht aufzuspringen und ihn aufzuforden mit der gequierlten Kacke aufzuhören.
Aber weiter im Text. Wie kam es zu der Verschuldung? (Die Frage kam auf im Zusammenhang mit defizitären Ländern und dem Rettungsschirm).
Man hat die Länder Europas, unabhängig davon wie unterschiedlich sie in ihrer wirtschaftlichen Entwicklung und Mentalität waren, gezwungen (ja, er sagte gezwungen) dem Euro beizutreten. Die Amerikaner haben Griechenland (in dem Fall die amerikanischen Banken) geholfen die Bilanzen zu fälschen.
Ja, aber warum? Gehen wir zurück zum 1. Weltkrieg. Schon damals haben die Bankhäuser die Völker aufeinandergehetzt (komisch, ich dachte es waren Politiker und Ideologien). Während die Soldaten starben, haben die Banken Geld geschäffelt, denn ein Krieg muss ja finanziert werden und wo nimmt man Schulden auf – richtig: bei Banken. „Das darf nicht mehr passieren!“
Eins meiner Lieblingszitate (Sarkasmus!):
„Die deutsche Vereinigung ist nur eine Teilvereinigung, den der deutsche Osten ist noch heute unter polnischer Verwaltung!“
Gerade im nachhinein erscheint mir die Rede wirr, unstrukturiert, mit wenig Inhalt, aufhetzerisch und teils einfach fehlgeleitet.
Aber wie kam es denn nun zum Euro. Der Grund ist tatsächlich die Deutsche Wiedervereinigung (ich dachte der Grund wäre 1945??? – was denn nun?). Amerika, England, Italien und anderen Staaten war die Deutsche Mark zu mächtig. Die Wiedervereinigung würde Deutschland und die D-Mark nur weiter an Macht gewinnen lassen. Deshalb wurde Deutschland damals gezwungen sich auf den Euro einzulassen.
Die einzige Lösung des „Problems“ (um welches Problem es gehen sollte, war mir zu diesem Zeitpunkt immer noch nicht klar!) ist eine eigenständige Währung. Eine eigene Währung bedeutet echte staatliche Souveränität und Schutz des eigenen Volkes.
Grundsätzlich muss man jedoch sagen, dass Udo Voigt nicht gänzlich die Idee einer gemeinsamen Währung ableht (wieder ein Punkt in dem er inkonsistent war). Ein Zentral-Euro mit Ländern wie Österreich, den Niederlanden und auch Belgien bspw (wobei er Belgien glaub nur erwähnte, weil er sich gerade dort aufhielt… bei richtiger Recherche hätte ihm klar sein müssen, dass es nicht sonderlich gut um Belgiens Finanzen steht), hält er nicht für unsinnig. Falsch jedoch ist der Zwang der den arbeitenden Nationen auferlegt wird für Fehler anderer Nationen (Griechenland) einzustehen.
Um ehrlich zu sein, hatte ich tatsächlich nicht damit gerechnet „nur“ über den Euro und einen Ausstieg zu hören. Wenn man eine Partei verurteilt und sie inhaltlich kritisiert, dann sollte man sich mit ihr auseinandersetzen. Das mitunter ein Grund warum ich mir die Rede anhören wollte. Und es kam wie es kommen musste:
Ausländerhetze (wobei es erstaunlich wenig um osteuropäische Einwanderer ging, sondern primär um EU-Ausländer) und Schwulenhetze.
In Bezug auf letzteres:
„So etwas Abnormales, wird unseren Kindern von kleinauf schon als Normal eingetrichtert!“
(Die Kommunisten erwähnte er auch noch kurz in einem Nebensatz – ich dachte schon er lässt sie weg!)
Was war also die generelle Lösung die Voigt vorschlug: Grenzen wieder mehr betonen und Schengen kündigen.
Ich für meinen Teil war froh, dass die Veranstaltung relativ flott vorbei ging, und ich bin mir nicht sicher, ob es nicht auch einigen anderen so ging. Zwar war die Veranstaltung von einem Studentenklub der flämisch-national ist organisiert, jedoch schienen viele Worte wie „der Schwarze“ eher zu belächeln als damit inhaltlich was anfangen zu können.
Ich für meinen Teil habe nicht bereut da gewesen zu sein und weiß 100prozentig wie ich zu der NPD und Udo Voigt stehe und kann im Gegensatz zu vielen anderen sagen, dass ich mich wenigstens mal mit dieser Partei auseinandergesetzt habe. Als nächstes stehen die Grünen bei mir auf der Agenda. Sind sie wirklich so öko und alternativ wie ich denke und bewahrheiten sich Vorurteile gegenüber dieser Partei, wie sie es bei der NPD getan haben… wir werden sehen.
Hinterlasst mir doch einen Kommentar oder schreibt mir auf Twitter oder Google+ wie ihr den Post hier fandet oder meldet euch, falls ihr noch Fragen habt!